Das Ende „der“ Apps: Weniger ist m.ehr

Mit den Smartphones haben auch die Apps ins mobile Internet Einzug gehalten. Die kleinen Programme sind allerdings datenschutzrechtlich nicht ungefährlich und nützen nicht zuletzt vor allem Apple und seinem AppStore. Mobile Subdomains könnten dagegen eine neuen kundenfreundlichen Standard etablieren, der in Zeiten von EDGE oder HSDPA längst kein Speicherplatzproblem mehr darstellt.

GASTBEITRAG

Entwicklern stehen in diesen Tagen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung, mobile Dienste ihren Kunden anzubieten. Dabei zeigt die Entwicklung seit den letzten Jahren eine stetige Verbesserung vieler Merkmale in diesem Teilgebiet der Informationstechnologie. So ist z.B. die Usability erheblich verbessert worden.

Das Wireless Application Protocol (WAP) setzte 1997 einen Meilenstein in der mobilen Übertragung. Seit dieser Zeit haben sich Anwendungen (Apps) auf Smartphones durchgesetzt, die in verschiedenen Shops angeboten werden. Die Besonderheit der WAP-Technologie: Die Apps werden nicht im Browser ausgeführt sondern separat innerhalb von Smartphone-Betriebssystemen wie Android oder iOS.

WhatsApp mit dem Datenschutz?

Sicherlich ist dies für Spieleanwendungen sinnvoll, da die Rechenleistung dies rechtfertigt. Ist es allerdings bei der (schnellen) Suche nach Informationen, z.B. einer Zugverbindung nötig, eine App zu suchen und zu installieren? Anwendungen wie „WhatsApp“ verlangen umfangreiche Rechte, die es derzeit ermöglichen, Audio Aufnahmen durchzuführen oder das Adressbuch auszulesen. Kann sich ein Kunde ohne Medienerfahrung oder IT-Kenntnisse in zeitkritischen Situationen ausreichend mit Datenschutzeinstellungen und dem Rechtemanagement beschäftigen?

Sicherlich wäre dies unnötig, wenn ein einheitlicher Standard existieren würde, der Kunden unkompliziert zu einem Webangebot führt. Der Zugriff auf persönliche Daten seitens des Browsers ist wesentlich besser konfigurierbar als der von Apps und falls hier sensible Daten abgefragt werden,werden Hinweise eingeblendet, die dem User die Wahl lassen abzulehnen oder zuzustimmen, z.B. bei derStandortfreigabe. Zudem bewegen sich die Hardwareanforderungen bei Informationsangeboten ineinem akzeptablen Rahmen.

Mit der m.-Subdomain zum erhofften Standard

Aus den Zeiten mit WAP ist bis zur heutigen Zeit eine Fragestellung bei mobilen Anwendungen geblieben. Unter welcher Internetadresse (URL) biete ich die Leistungen an? Einige Dienstanbieter wie die DB Vertrieb GmbH (m.bahn.de), das Online Magazin stern.de GmbH (m.stern.de) oder auch Banken haben diesen Standard erkannt und nutzen einfach die Sub-Domain „m.diensteanbieter.de“.

Somit kann der erhoffte Standard daraus bestehen, dass unter der m. – Subdomain jeder größeren Webseite ein mobiles Angebot erwartet werden kann. Dies verspricht in der informationsvermittelten Übertragung einige Vorteile, die nicht unerwähnt bleiben sollten. Der Entwickler kann durch Einsatz von Frameworks (z.B. jquerymobile.com) schneller sein Ziel erreichen und gleichzeitig für eine hohe Funktionalität bei unterschiedlichen mobilen Browsern und Betriebssystemen sorgen. Moderne Interaktionsformen wie Touchpads werden dabei trotz Web-basierter Technik nicht unberücksichtigt.

Ein schönes Beispiel hierfür ist die Seite m.dvb.de –  dahinter verbirgt sich das mobile Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe.

HTML5 leitet das Ende der Ära Flash ein

Für anspruchsvollere Dienste beginnt zudem hier jetzt die Zukunft. Die Firma Adobe, die das Flash-Plugin für alle Betriebssysteme zur Verfügung stellt, postulierte bereits im November 2011, dass die Ära Flash ein Ende gefunden hat- auch bei Smartphones. Nicht nur Adobe möchte damit den Web-Standard HTML5 fördern.

Es ist sicherlich auch kundenfreundlicher, dem Kunden alle Dienste im Browser zur Verfügung zu stellen, ohne Plugins, die zum Teil selbst erhebliche Sicherheitslücken aufweisen und auch die Sicherheit auf dem Rechner selbst z.B. in Form von Clickjacking gefährden.

Apps sind teuer und nutzen vor allem Apple

Das Argument, dass durch webbasierende Anwendungen die Datenmenge ansteigt ist richtig. Allerdings sind durch Technologien wie EDGE oder Long-Term-Evolution (LTE) die Übertragungsraten auch gestiegen und durch kostengünstige Dienste auch akzeptable Nutzungsangebote vorhanden. So kostet bei dem Anbieter blau.de 1GB Übertragungsvolumen nur 5€ zusätzlich im Monat.

Zudem kann dem Vorwurf der höheren Datenübertragung auch damit entgegnet werden, dass z.B. die genutzten Frameworks selbst geringe Datenmengen beinhalten. So umfasst die derzeitige Version von jquerymobile.com Version 1.1.0 gerade einmal 24KB. Mithilfe von AJAX können größere Datenmengen bei Bedarf kundenorientiert angeboten werden.

Keep it simple with standards, stupid

Für Unternehmungen ist die Bereitstellung von Apps zudem kostenintensiv (Java Programmierer) und dient indirekt auch dazu, die Eigentümer der App Stores über die Abgaben bei einem App-Verkauf mit zu finanzieren. So hat z.B. auch ein Unternehmen wie Apple aufgrund der hohen Abrufzahlen der Apps sehr wahrscheinlich auch kein Interesse daran, solche Technologien einzuführen.

Diese Art von Informationsbereitstellung kann aufgrund der Alternativen somit ursächlich eher finanziellen Interessen zugeordnet werden. Der Schein trügt allerdings etwas – auch Apple hat sich von Flash distanziert und müsste sich ‚eigentlich‘ auch für browserspezifische Anwendungen einsetzen. Solange dies nicht geschieht bedeutet dies für den Endkunden: Er muss sich in einem erhöhten Ausmaß mit Technik beschäftigen (z.B. Smartphone-Betriebssystem und Speicherkapazität), ein gefordertes Zahlungsmittel (meist Kreditkarte) bereithalten und den Standort des Stores in Erfahrung bringen um Informationen zu erhalten.

Im Vergleich mit der mobilen Bereitstellung mithilfe der stets installierten Browserfunktionalität kann keineswegs von der Befolgung des KISS-Prinzips (Keep it simple, stupid) gesprochen werden. Somit bleibt zu wünschen, dass verstärkt HTML5 Funktionen in mobilen Browsern implementiert werden und Dienstanbieter
m. – Subdomains als selbstverständlich ansehen. Solange dies nicht wahrgenommen wird um kundenorientiert zu handeln, gilt: Schön dass es Standards gibt, jeder hat einen.

Der Gastautor Robert Wagner ist IT-Experte und betreibt die Websites http://www.luftspiel.com/ und die Ausleihsoftware Borrow Land.

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